François-Édouard Bertin
Via Appia Antica
Ursprünglich an der École des Beaux-Arts in Paris als Historienmaler unter Girodet-Troison ausgebildet, wandte sich Bertin bereits in jungen Jahren der Landschaftsmalerei zu. Er war Schüler in den Ateliers von Bidauld, Watelet und schließlich Jean-Victor Bertin,1 mit dem trotz der Namensgleichheit kein Verwandtschaftsverhältnis besteht. Bei Letztgenanntem entstand der enge Kontakt zu Corot und Caruelle d’Áligny,2 mit denen er 1825 nach Rom aufbrechen sollte, um vor der Natur zu arbeiten.3 Im Laufe seines Lebens war Bertin nicht nur ein rastloser Italienreisender, sondern ein ebensolcher Zeichner, der ein umfangreiches Werk hinterließ. Dies findet bereits im Katalog der ihm posthum gewidmeten Ausstellung der École des Beaux-Arts im Jahr 1872 Erwähnung. Was die Gestaltung seiner Landschaften betrifft, so sucht er immer auch, ein Gefühl der Kontemplation und Ruhe einzufangen, was nur vereinzelte Staffagefiguren zulässt. Die leicht bogenförmige Beschneidung des oberen Blattrandes, die auch unser Blatt zeigt, ist eine stilistische Eigenart Bertins, die oftmals den Eindruck hervorruft, seine Landschaften ließen sich zwischen reiner Motivstudie und erlebter landschaftlicher Träumerei platzieren. Die zahlreichen Bleistiftunterzeichnungen lassen auf eine zumindest vor Ort entstandene Studie schließen. Ob die Arbeit während Bertins kurzer Romreise 1823 oder in seiner Zeit in Italien zwischen 1825 und 1827 entstanden ist, lässt sich schwerlich sagen. Nach seiner Rückkehr nach Paris 1827 schloss er sich Ingres4 an, um sich nur wenige Jahre später ganz von der historischen Landschaftsauffassung abzuwenden und sich der Arbeit vor der Natur zu widmen, unter anderem im Wald von Fontainebleau.5
Fußnoten
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Anne-Louis Girodet-Troison (1767–1824), Jean-Joseph-Xavier Bidauld (1758–1846), Louis-Étienne Watelet (1782–1866) und Jean-Victor Bertin (1767–1842). ↩
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Jean-Baptiste Camille Corot (1796–1875) und Claude François Théodore Caruelle d’Aligny (1798–1871). ↩
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Kat. Ausst. A Brush with Nature. The Gere Collection of Landscape Oil Sketches, The National Gallery, London 1999, S. 28. ↩
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Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780–1867) ↩
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Kat. Ausst. A Brush with Nature, 1999, S. 30. ↩