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Ferdinand Brütt

* 1849 – † 1936

Studie Familienfest, 1896

Öl auf Leinwand
3619

Monogrammiert unten rechts: F

Zwei Jahre, bevor Ferdiand Brütt 1898 Düsseldorf Richtung Kronberg im Taunus verließ, erhielt er den Auftrag, die in Düren ansässigen Industriellenfamilie Hoesch in Form eines Salonbildes zu porträtieren. Bei vorliegendem Werk handelt es sich um eine schwungvolle Studie zum Hauptwerk Familienfest in Düren.1 Sowohl der Verbleib des besagten Hauptwerks als auch der einer weiteren querformatigen Studie2 ist nicht bekannt. Unser auf 1896 zu datierendes Gemälde wird der Maler vor Ort auf einer Feierlichkeit der Familie angefertigt haben. Im Anschluss diente es als Vorlage für das im Atelier ausgeführte Auftragswerk. Seit 1891 war Walter Hoesch (1851–1916) Eigentümer der 1858 von seinem Vater und Onkel gegründeten Papierfabrik Gebrüder Hoesch, Kreuzau. Hoesch bewohnte eine repräsentative Villa in Düren, was Alexander Bastek, den Autor des Werkverzeichnisses zu Ferdinand Brütt, vermuten lässt, dass die Darstellung im Salon jener Villa entstanden ist.3 Brütt fängt in unserer Studie die Szenerie der großbürgerlichen Feierlichkeit in einem ausgeprägten Hochformat ein. Eingehakt bei dem Herrn auf der linken Seite, wird die Dame in ihrem mit dynamischem Strich wiedergegebenen Abendkleid von einem Herrn mit Handkuss begrüßt. Hinter diesem hebt ein weiterer Gast das Glas zu einem Toast und leitet den Blick auf die nur andeutungsweise wiedergegebene Kulisse des Hintergrundes. Dort sind auf einem opulenten Sims, wahrscheinlich eines Kamins, neben einem Kerzenleuchter auch ein großformatiges Gemälde sowie eine Skulptur angedeutet. Bezogen auf das Hauptwerk äußert Bastek die Annahme, dass es sich bei der auf dem Sessel im rechten Vordergrund sitzenden Frau um die Gastgeberin handelt, wobei es sich bei dem leicht nach vorne gebeugten Mann am rechten Bildrand um Walter Hoesch handeln soll.4 Beide Dargestellten finden ihr Pendant in unserer Studie in der Figur auf dem gelben Sessel im Vordergrund und in dem Herrn am rechten Bildrand. Eine klare Identifizierung scheint aber aufgrund des studienhaften Charakters kaum möglich. Bei der Wiedergabe der Festivitäten der Familie Hoesch handelt es sich einerseits um ein privates Familienporträt, andererseits sind die Werke auch für ein größeres Publikum als anonymes Salonbild wahrnehmbar. So wissen wir, dass das Hauptwerk 1897 im Münchner Glaspalast und in der Hamburger Kunsthalle einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Wir danken Herrn Alexander Bastek für die wissenschaftliche Unterstützung. Das Werk wird in das Werkverzeichnis unter der Nummer 1896.4b aufgenommen.


  1. Ferdiand Brütt, Familienfest in Düren (auch: Gesellschaftsabend, Familienfeier Hoesch, Salonszene oder Porträtbild), 1896, Öl auf Leinwand, Maße unbekannt, Verbleib unbekannt, WVZ Nr. 1896.4.

  2. Ferdiand Brütt, Studie zu dem Gemälde Familienfest in Düren, um 1896, Öl auf Leinwand, Maße unbekannt, Verbleib unbekannt WVZ Nr. 1896.4a.

  3. Bastek, Alexander: Ferdinand Brütt und das städtisch-bürgerliche Genre um 1900, Weimar 2007, S. 115.

  4. Ebd., S. 116 f.

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