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Caspar Schneider

Ideallandschaft, 1791

Öl auf Holz
61,585
Signiert und datiert unten: C. Schneider Pinx. 1791
Ideallandschaft, 1791

Caspar Schneider erhielt seine Ausbildung unter anderem bei Joseph Heideloff d. J.1 Dieser war Kustos der bedeutenden Eltz’schen Gemäldesammlung in Mainz, die einen umfangreichen Bestand an Werken deutscher, italienischer sowie französischer und holländischer Malerei des 17. Jahrhunderts beinhaltete.2 Als Heideloff dem Ruf an den Wiener Hof folgte, nahm sein Schüler dessen vakant gewordenen Posten ein. Dieser gab Schneider nicht nur die Möglichkeit, die Sammlung genau zu studieren und Kopien anzufertigen, sondern er war auch mit der Restaurierung der Werke betraut.3
Ein Jahr vor der Belagerung von Mainz durch die französischen Truppen 1792, die den Künstler zur Flucht nach Düsseldorf zwang, entstand vorliegende, in höchst stimmungsvolles Sonnenlicht getauchte Ideallandschaft. Im Vordergrund rastet ein Hirtenpaar mit seinen Tieren am Ufer eines Gewässers. Auf dem mächtigen Felsen dahinter ragt, vom warmen Licht angestrahlt, eine Ruine auf. Die Steilheit des Geländes und die damit verbundenen Gefahren hervorhebend, sind einzelne Bäume auszumachen, die in dem schroffen Gestein Halt suchen und teils schon in die Uferzone gestürzt sind. Hinter dem sich selbst und somit dem Zerfall überlassenden Bauwerk säumt eine dichte Vegetationszone die nach oben hin steil aufragende Gebirgskette. Meisterhaft schafft Schneider es, die von den Bergen dominierte Tiefenstaffelung unter Einbindung der Baumkronen durch sensible Übergänge von Grün hin zu bläulichen, teils silbrig-grauen Farbwerten zu steigern. In einer an das Sfumato erinnernden Technik werden die Vegetation und der Berg im äußersten Hintergrund erfasst, der wiederum dem Werk Halt und der Gesamtkomposition eine gewisse Intimität gibt. Sowohl der bühnenhafte Aufbau des Vordergrundes mit der Hirtenstaffage als auch die durch die Berge links geprägte Diagonalkomposition lässt die Landschaftsauffassung Claude Lorrains4 als Vorbild5 spürbar werden, deren Tradierung Schneider in zahlreichen Werken der Eltz’schen Sammlung studieren konnte. Im Gegensatz zu Lorrain verzichtet der Mainzer Künstler allerdings auf den weiten Ausblick in die Ferne. Dieser ist im rechten Bildteil von den Bäumen verdeckt, die stimmungsvoll von der Sonne hinterleuchtet werden.

Fußnoten

  1. Joseph Heideloff d. J. (1747 – 1830).

  2. Neugarten, Elsa: Johann Caspar Schneider. Ein Mainzer Maler, Mainz 1922, S. 3.

  3. Kat. Ausst. Kunstlandschaft Rhein-Main. Malerei im 19. Jahrhundert 1806 – 1866, Haus Giersch – Museum Regionaler Kunst 2000, Frankfurt am Main 2000, S. 275.

  4. Claude Lorrain (1600 – 1682).

  5. An dieser Stelle müssen auch Zeitgenossen wie Jakob Philipp Hackert (1737 – 1807) oder Christian Georg Schütz d. Ä. (1718 – 1791) in der Tradition Herman Saftlevens (1609 – 1685) als einflussgebend auf das Œuvre Schneiders genannt werden.

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