Adam Albrecht
Pferde vor einem Jagdschloss, 1845
Albrecht Adam, ab 1807 in München als Maler ausgebildet, stieg dank der Förderung Johann Georg von Dillis’1 zum Hofmaler von Eugène de Beauharnais2 auf. Spezialisiert auf Schlachten- und Pferdedarstellungen nahm der Künstler am bayerischen Feldzug gegen Österreich 1809, sowie im Gefolge Beauharnais’ 1812 an dem gegen Russland teil. Seine auf den Schlachtfeldern entstandenen Zeichnungen und Ölskizzen wurden später in Lithographie-Zyklen übertragen. Die Qualität seiner Werke führte in der Folge zu zahlreichen Aufträgen aus dem bayerischen Königshaus unter Maximilian I. Joseph und Ludwig I., aber auch durch den österreichischen Kaiser Franz Joseph.3 Im vorliegenden Werk wählt Adam das ebenfalls beliebte Genre der Jagddarstellungen, um sein Können in der Wiedergabe der drei den Vordergrund dominierenden Pferde unter Beweis zu stellen. Die beiden den Eingang des Gebäudes im Hintergrund flankierenden Geweihe geben Auskunft über dessen Nutzung als Jagdschloss. Auf einer Bank links neben dem Eingangsportal sitzt ein erschöpft wirkender Treiber, der das Abladen der Beute von einem Pferdekarren beobachtet. Im Vordergrund drapiert der Maler zahlreiche erlegte Tiere, darunter Wildschweine, Hasen sowie ein Reh und einen Fuchs. Durch die geschickt inszenierte Lichtführung, welche die zuvor beschriebene Szene im Schatten belässt, wird die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die Pferde gelenkt. Die vom Maler gewählten unterschiedlichen Blickwinkel auf die edlen Tiere geben diesem die Möglichkeit, seine umfangreichen Fähigkeiten Ihrer Wiedergabe zur Schau zu stellen. Um seine Meisterschaft zu verdeutlichen, lässt Adam das braune, im Profil erfasste Pferd einen Hinterlauf leicht anheben. Dies erlaubt ihm, die dafür notwendige Muskulatur des Pferdes detailreich darzustellen.
Der Auftraggeber für ein solches Werk ist aller Wahrscheinlichkeit nach in aristokratischen Kreisen zu suchen, war die Hohe Jagd doch zum Entstehungszeitpunkt des Gemäldes ein allein dem Adel vorbehaltenes Privileg. Derartige detaillierte Darstellungen richteten sich an Rezipienten, die im hohen Maße mit den Pferden und deren Anatomie vertraut waren, weshalb die Auftraggeber auf einen Künstler mit den Fähigkeiten Albrecht Adams vertrauten. Neben Peter von Hess und Wilhelm von Kobell4 zählte er zu den herausragenden Pferde- und Schlachtenmalern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Fußnoten
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Johann Georg von Dillis (1759 – 1841) ↩
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Eugène de Beauharnais (1781 – 1824) war ein Stiefsohn Napoleon Bonapartes, der ihn später adoptierte, und seit 1805 Vizekönig von Italien. 1817 verlieh ihm König Maximilian I. Joseph von Bayern den Titel „Herzog von Leuchtenberg und Fürst von Eichstätt.“ ↩
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König Maximilian I. Joseph von Bayern (1756 – 1825), König Ludwig I. von Bayern (1786 – 1868) und Kaiser Franz Joseph I. von Österreich (1830 – 1916). Kat. Ausst. Albrecht Adam und seine Familie. Zur Geschichte einer Münchner Künstlerdynastie im 19. und 20. Jahrhundert, Münchner Stadtmuseum 1981/1982, München 1981, S. 69 f. ↩
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Peter Heinrich Lambert Hess (1792 – 1871) und Wilhelm Alexander Wolfgang Kobell (1766 – 1853). ↩